Portré Györke Józsefről

Hajdú Péter: Portré Györke Józsefről. In: Acta Universitatis Szegediensis : sectio ethnographica et linguistica = néprajz és nyelvtudomány = étnografiâ i azykoznanie = Volkskunde und Sprachwissenschaft, (40). pp. 77-102. (2000)

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Der Verfasser analysiert in seinem Beitrag die Lebensbahn und die Bedeutsamkeit der Tätigkeit seines ehemaligen Lehrers, eines jung verstorbenen namhaften ungarischen Wissenschaftlers. József Györké (1906-1946) hat sein Studium 1930 an der Universität Pécs unter der Leitung von Gyula Zolnai (Professor für Linguistik und Übersetzer) abgeschlossen. Auf Empfehlung seines Professors hin konnte er noch im selben Jahr als Stipendiat nach Estland - an die Universität Tartu - fahren, wo er bereits 1931 eine Lektorenstelle für Ungarisch besetzen konnte. Mit leidenschaftlichem Eifer studierte und unterrichtete er; leitete das „Ungarische Institut" an der Universität Tartu und kehrte nach Erfüllung seines Auftrags 1936 mit seiner estnischen Ehefrau in seine Heimat zurück. Der sich schon damals als begabter junger Wissenschaftler erweisende Györké bekam in der Ungarischen Nationalbibliothek eine Bibliothekarstelle. Gleichzeitig - wenn auch nicht sofort - konnte er am Lehrstuhl für Finnougristik der Universität Budapest Unterricht erteilen. Anfangs leitete er Seminare, später - nach seiner Habilitation zum Privatdozenten - durfte er von 1943 an auch selbstständige Kurse (zur Uralistik, Samojedistik und estnischen Sprachwissenschaft) leiten. Nach 1945 musste er seine Lehrtätigkeit an der Universität aufgeben, weil er zum Generaldirektor der Nationalbibliothek ernannt und beinahe zur gleichen Zeit auch zum korrespondierenden Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (ung. MTA) gewählt wurde. In den letzten - knapp zwei - Jahren seines Lebens übernahm er sehr viele Aufgaben: er nahm regen Anteil an der Neuorganisierung der heimischen sprachwissenschaftlichen Forschungen, sicherte im Gebäude des Nationalmuseums Platz für die Sitzungen der Gesellschaft für Ungarische Sprachwissenschaft (ung. Magyar Nyelvtudományi Társaság), rief in seinem Dienstzimmer die Arbeit des Linguistenkreises „kruzsok" wieder ins Leben; seine Aufgabe war aber vor allem die Instandsetzung und Konsolidierung der Bibliothek. Er besass ein klares Konzept, infolge dessen die Bibliothek bereits 1945 besucht und benutzt werden konnte. Ausserdem begann er - durch Einstellung junger und neuer Mitarbeiter - die Rahmen eines Teams zu schaffen, wo neben der herkömmlichen Bibliothekartätigkeit auch wissenschaftliche Arbeit geleistet werden konnte - vor allem in der Philologie, genauer auf dem Gebiet der Kulturgeschichte, der Geschichtswissenschaft, der Kodikologie, der Bibliographie, der Literaturwissenschaft und der Linguistik. All diese Bemühungen verschafften dem Institut Ansehen und verliehen ihm ein ausgeprägtes Profil; so konnten dort namhafte Wissenschaftler unter günstigen Bedingungen ihrer zweifachen Aufgabe (als Forscher und Bibliothekar) nachkommen. Györkes linguistische Arbeiten in engerem Sinne sind zwar nicht hoch an der Zahl, jedoch sehr bedeutend. Neben einigen kürzeren oder längeren Artikeln hat er uns mehrere wichtige und bedeutende Studien mit neuartigen Anregungen hinterlassen (vgl. Bibliographie). Produkte seines Schaffens in Tartu sind zwei wichtige Arbeiten: das Buch „Die Wortbildungslehre des Uralischen" (1935b) sowie die längere Studie „Das Verbum * leim Ostseefinnischen" (1936). Das erstgenannte Werk ist eigentlich die systematische Darstellung des primären Bildungssuffixbestandes der uralischen, vor allem der samojedischen Sprachen. Bedauerlicherweise wird diese Arbeit selten verwendet, weil nämlich ein Jahr danach eine wesentlich umfangreichere Monographie von T. Lehtisalo (1936) zu einem ähnlichen Thema erschien, an der er längere Zeit arbeitete. Der Verfasser konnte in seinem Werk auch sein eigenes samojedisches Material verwenden; somit ist Györkes Arbeit in den Hintergrund geraten, zumal sie auch in einer geringeren Auflagenhöhe erschienen war. Trotzdem hat die Györke-Monographie ausser der systematischen Darstellung der Bildungssuffixe auch einen weiteren Vorzug: in einem theoretischen Kapitel werden einige summierende Aussagen zur Satzbaustruktur des Uralischen gemacht, auch zu den Wortarten gibt es wichtige Bemerkungen, die im Gegensatz zur älteren, traditionellen Auffassung Alternativen für die Zukunft bieten. In der zweiten Studie werden Suppletivformen im Paradigmensystem des Hilfsverbs 'sein' ausdrückenden Verbs (ung. létige = etwa 'sein/werden') untersucht: es werden Verwendungsregeln der einander ergänzenden Systeme der Wortstämme *ole bzw. *le- geklärt und mit ähnlichen Fällen anderer finnougrischen Sprachen verglichen (z. B. ung. volnék - lennék = 'ich würde sein bzw. werden'; ung. volt - lett = 'etw. o. jemand war - wurde usw.'). In den baltofinnischen Sprachen zeigen die Gebrauchsweisen sogar in den kleinsten Sprachen oder Dialekten überraschend grosse Abweichungen im Vergleich zum Finnischen. Unter seinen heimischen Publikationen ragen die Aufsätze hervor, in denen er die Existenz des angeblichen Bildungssuffixes -u (< *w) für das Präteritum (oder das Partizip) des Ungarischen widerlegt (1941b), bzw. - auch im Zusammenhang mit dem oben erwähnten Thema - den Begriff „Tempus" zu definieren versucht (1942b) und sich mit den Eigentümlichkeiten der Bezeichnung von Zeitlichem in den samojedischen Sprachen befasst (1941c). In diesen seinen Veröffentlichungen macht er auf den Zusammenhang zwischen Aktionsart bzw. Aspekt und Zeitbezug aufmerksam, daher kann man ihn als den Anreger der Aspektforschung betrachten. In seinen Publikationen - vor allem in denen seit Beginn der 40er Jahre - wird seine Verbundenheit mit dem zeitgenössischen linguistischen Strukturalismus immer mehr offensichtlich. Am deutlichsten zeigt sich dies in seiner längeren Studie „Wortstamm, Bildungselement, Suffix" (ung. „Tő, képző, rag" - 1944). Auch in dieser Arbeit vertrat er die funktionalistischen Grundthesen, nach denen die Sprache als ein zusammenhängendes System von Zeichen zu betrachten sei und veranschaulicht Existenz und Rolle des Verbindungsnetzes zwischen den einzelnen Teilsystemen mit einem reichlichen Beispielmaterial. Diese Arbeit ist eigentlich eine Art Vorbereitung zur späteren Unterscheidung zwischen freien und gebundenen Morphemen. Der Verfasser gilt daher auch als Initiator der heimischen Forschungen zur Morphematik. Györké war ein hervorragender Lehrer. Er war es auch, der den Verfasser dieses Porträs auf die Bahn lenkte, die er später - seinem Mentor treu - auch beschritt. Sein Verdienst in der Geschichte der ungarischen Linguistik könnte so eingeschätzt werden, dass er - neben Gyula Laziczius - der erste ungarische (und finnougrische) Sprachwissenschaftler war, der sich offen zum Schweizer-Wiener-Prager Strukturalismus bekannte und es versuchte, seine linguistischen Forschungen nach dessen Prinzipien durchzuführen. In der zeitgenössischen konservativen ungarischen Sprachwissenschaft galt er als auffallend individueller Wissenschaftler, der die theoretischen Gesichtspunkte in der Forschung für wichtiger als alles andere hielt. Ausserdem halten wir ihn für den Gründer der samojedischen linguistischen Forschungen. Er plante auch noch, ein Buch ^ur allgemeinen Linguistik zu schreiben. Dazu kam es aber nicht mehr: er ist im Alter von kaum 40 Jahren hingeschieden. Dies war ein schwerer Schaden für die ungarische Sprachwissenschaft, denn, wenn er länger gelebt hätte, hätte sich auch unsere heimische Linguistik wohl auch anders entwickeln können.

Mű típusa: Cikk, tanulmány, mű
Egyéb cím: Porträt von József Györke
Befoglaló folyóirat/kiadvány címe: Acta Universitatis Szegediensis : sectio ethnographica et linguistica = néprajz és nyelvtudomány = étnografiâ i azykoznanie = Volkskunde und Sprachwissenschaft
Dátum: 2000
Kötet: 40
ISSN: 0586-3716
Oldalak: pp. 77-102
Nyelv: magyar
Kiadás helye: Szeged
Befoglaló mű URL: http://acta.bibl.u-szeged.hu/37237/
Kulcsszavak: Györke József, Nyelvtudomány - magyar - 20. sz.
Megjegyzések: Bibliogr.: p. 97-99. ; ill. ; összefoglalás német nyelven
Szakterület: 06. Bölcsészettudományok
06. Bölcsészettudományok > 06.02. Nyelvek és irodalom
Feltöltés dátuma: 2016. okt. 15. 07:56
Utolsó módosítás: 2022. szep. 15. 13:35
URI: http://acta.bibl.u-szeged.hu/id/eprint/4213
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