%D 2000 %O Bibliogr.: 324. p. ĂŠs lĂĄbjegyzetekben ; ill. ; ĂśsszefoglalĂĄs nĂŠmet nyelven %C Szeged %L acta3859 %T MĂĄrton-napi mustkeresztelĂŠs a Lendva-vidĂŠken %V 40 %A MĂłd LĂĄszlĂł %A Simon AndrĂĄs %K NĂŠprajz - magyar, Ănnepi szokĂĄsok - magyar %P 311-325 %J Acta Universitatis Szegediensis : sectio ethnographica et linguistica = nĂŠprajz ĂŠs nyelvtudomĂĄny = ĂŠtnografiâ i azykoznanie = Volkskunde und Sprachwissenschaft %X Der Ursprung traditionell zu sein scheinender Festtage und Bräuche ist oft nicht in der weit zurĂźckliegenden Vergangenheit zu suchen; häufig sind solche Riten und Bräuche im Ergebnis eines gar nicht so alten, bewussten Schaffungsprozesses entstanden. Mit der Beschreibung eines Brauches der heutzutage im Zusammenhang mit der Weinbaukultur der ungarischen Diaspora in der Lendva-Region (einst Teil des historischen Komitats Zala - heute Slowenien) existierenden und sich entfaltenden Festbräuche mĂśchten wir den Leser mit einem besonderen Beispiel der neueren Traditionsbildung, mit der Most- oder Weintaufe am Martinstag bekannt machen. Sankt Martin ist einer der Heiligen, die zu ihren Lebzeiten nichts mit dem Wein zu tun hatten, aber sein Festtag (11. November) fällt mit der Zeit der Ăusgärung des Mostes und des neuen Weines zusammen. Das wird wohl der Grund fĂźr die Entstehung der Bräuche um den Wein am Martinstag gewesen sein. Die Mosttaufe zu Martini hat sich in den ungarischen DĂśrfern der LendvaRegion in der ersten Hälfte der 1990er Jahre auf slowenischen Einfluss verbreitet. Die Festlichkeiten werden in der Regel von Ăśrtlichen Winzergenossenschaften veranstaltet; der scherzhafte Ritus wird aber auch von einigen Weinbauern im eigenen Keller durchgefĂźhrt. Die Mosttaufe zu Martini ist der Gattung nach ein dramatisiertes Laienspiel. Die Hauptdarsteller sind Bischof Martin, seine zwei Ministranten und der - das zu taufende Most symbolisierende - Weinbauer selbst. Die Festlichkeiten beginnen schon Tage vor Martini und dauern auch Tage danach an mehreren Schauplätzen fort: auf dem Weinberg, in Gaststätten und Dorfgemeinschaftshäusern. Das Mosttaufen am Martinstag kann als seine Art Ăbergangsritus gedeutet werden, der den Ăbergang aus einem Zustand (Most) in einen anderen (neuer Wein) sichert. Der ungetaufte Most ist fĂźr menschlichen Genuss âungeeignet". Trotz der profanisierten Form dĂźrfte der Ritus frĂźher als âreligiĂśse Sicherung" in der kritischen Zeit des âWerdens" des neuen Weines eine wichtige Rolle gespielt haben. Nach dem analysierenden Teil unseres Aufsatzes folgen drei Textversionen des Mosttaufens zu Martini.